Definitionsgemäß bedeutet Verantwortung „[mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene] Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht.“
Welche Verantwortung tragen wir als Eltern für unsere Kinder?
Ich bin keine Freundin von Schubladendenken. Also auch nicht davon, menschliches Verhalten in „richtig“ oder „falsch“ einzuordnen. Tagtäglich übe ich mich darin, Menschen und ihr Verhalten nicht danach zu beurteilen, ob ich das „richtig“ finde oder nicht. Mal gelingt mir das, mal weniger. Ich bin also am Weg......es besser zu machen!
TOLERANZ, ein großes Wort in unserer Gesellschaft, bedeutet jeden so zu akzeptieren wie er/sie ist. Gut so! Erachte ich als äußerst relevant für ein funktionierendes gemeinschaftliches Leben in unserer Gesellschaft. Schließlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. Für sein Denken und Handeln und die Ergebnisse dessen. Toleranz endet für mich da, wo das Handeln von Menschen anderen schadet. Punkt.
Wenn es ums Elternsein geht, habe ich Schwierigkeiten damit, Handeln zu tolerieren, das auf Kosten der Kinder geht. Ja, auch ich mache Fehler im Umgang mit meinen Kindern, hadere immer wieder mit meinen Glaubenssätzen, meinen Erwartungen an mich und die Kinder, reagiere oft im Autopilotmodus und darf mich immer wieder einmal bei den Kindern entschuldigen, weil ich „falsch“ reagiert habe. Ich habe gelernt, dass das OK ist und ich mich dafür nicht schämen muss. Weil es jeder Mutter/jedem Vater so geht. ABER: Ich bin mir meiner Verantwortung gegenüber meinen Kindern bewusst, arbeite an meiner Entwicklung, übe mich in anderen, gesünderen Denk- und Verhaltensmustern und bin bereit, dazuzulernen. Und darum geht's, wenn ich von VERANTWORTUNG für unsere Kinder spreche.
Niemand wird als Mutter oder Vater geboren. Wir alle werden in diese Rolle „hineingeschubst“ und können uns kaum darauf vorbereiten. Wir haben aber die Verpflichtung, uns in unserer Verantwortung als Eltern/Mutter/Vater zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass wir „möglichst keinen Schaden“ bei unseren Kindern anrichten. Ja, dazu stehe ich zu 100%! Schaden bezieht sich nicht nur auf körperliche sondern auch auf psychische Unversehrtheit! Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder die Chance auf eine glückliche Kindheit haben, das ist unser Auftrag als Eltern!
Diese Woche habe ich zwei Mal miterlebt, wie Mütter ihre weinenden Kinder am Arm aus dem Supermarkt geschleift haben und musste mich überwinden, nicht einzuschreiten.
Habe ich das Recht dazu? Nein!
Geht es da schon um Misshandlung von Kindern? Keine Ahnung!
Müsste ich mutig sein und fragen, ob meine Unterstützung gewünscht ist? Vielleicht!
Implementiert das, dass ich die Mütter als „unfähig“ degradiere? Möglicherweise!
Weise ich dadurch indirekt darauf hin, dass ich besser bin als sie? Wahrscheinlich!
Dabei ist das nicht meine Intention.
Ich habe vollstes Verständnis für alle Herausforderungen, die mit dem Mamasein/Elternsein einhergehen. Auch für solche „Aktionen“, die unbewusst und oft im Affekt passieren. Ich habe aber kein Verständnis dafür, dass solche Aktionen tagtäglich geschehen und sich Eltern/Mütter/Väter keine Unterstützung holen, um es besser zu machen. Ja, die Überforderung ist manchmal groß. Sie darf aber als Zeichen gesehen werden, gegenzusteuern und Wege zu finden, besser damit umzugehen! Für unsere Kinder, die das Recht darauf haben, wertschätzend und liebevoll ins Leben begleitet zu werden.
Warum mache ich mir darüber Gedanken?
Weil ich nicht wegschauen kann und der Meinung bin, wir haben als Eltern eine mega Verantwortung gegenüber unseren Kindern! Für uns selbst zu entscheiden, was „richtig“ oder „falsch“ ist, ist das eine. Wenn es um unsere Kinder geht sind wir aber in der Verantwortung, über den Tellerrand unseres eigenen richtig-oder-falsch-Denkens hinauszublicken! Für die Zukunft unserer Kinder und unserer Gesellschaft.
Der Zufall entscheidet, in welche Familie wir geboren werden, welche Sprache wir sprechen, welche Werte uns mitgegeben werden und in welchem Land und in welcher sozialen Schicht wir aufwachsen. Das können wir uns nicht aussuchen. Demnach werden wir von unserem Umfeld, in dem wir heranwachsen, sozial geformt und tragen diese Prägungen (meist unbewusst) in unser Erwachsenenleben hinein mit. Wie wird in der Familie miteinander gesprochen? Wie spricht man über andere? Wie steht man zu Bildung, Schule & Beruf? Welches Bild hat man von der Welt – ist es ein lebenswerter Ort oder ist ohnehin alles nur mühsam und schwierig? Wie geht man mit Konflikten um? Wie wichtig ist Geld und Konsum? Wie wird mit Angst umgegangen? Uvm.
„Das sind meine Werte, so bin ich, so sehe ich die Welt, das ist richtig oder falsch….“ – so kann man dann als Erwachsener weiter durchs Leben gehen, eben mit all den Prägungen, die einem mitgegeben wurden. Ohne diese zu hinterfragen. Von Generation zu Generation werden diese Erfahrungen weitergetragen, wenn sich nicht EINE Generation dafür entscheidet, daraus auszubrechen und es anders zu machen!
Was hat das nun damit zu tun, dass eine Mama ihr weinendes Kind aus dem Supermarkt zerrt?
Wenn jemand in einer Familie aufgewachsen ist, in der es wenig Raum für Liebe, Verbundenheit, Toleranz und Respekt, Bildung & Lernen, friedliche Konfliktlösung, Diskussion auf Augenhöhe, Neugier auf das Leben etc. gab, werden sich die Prägungen auf die eigenen Kinder übertragen, die vorerst keine Chance haben, einen anderen Weg einzuschlagen. Vorerst - bis sie irgendwann jemandem über den Weg laufen, der sie wahrnimmt, als das was sie sind. Als Menschen, die von Natur aus mit allem ausgestattet sind, um ein authentisches selbstbestimmtes Leben zu führen, denen aber im Laufe ihrer Sozialisation alles an Neugier, Freiheit, Selbstbestimmtheit, Interesse und Ressourcen genommen wurde, weil die eigenen Eltern unbewusst ihre eigenen Erfahrungen aus der Kindheit an sie weitergegeben haben. Ich verurteile hier niemanden. Im Gegenteil, ich habe Mitgefühl für alle Eltern, Mütter und Väter, die selbst wenige Chancen im Leben haben/hatten und nie gelernt haben, aus dem Rad der eigenen familiären Prägungen auszubrechen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, es anders zu machen, sich zu entwickeln, das Leben für sich selbst „besser“ und angenehmer zu machen und dafür zu sorgen, dass den eigenen Kindern mehr Möglichkeiten offenstehen, als ihnen selbst damals – als Kind.
Ich hatte das Privileg, in einem Elternhaus aufzuwachsen, in dem ich „gesehen“ und unterstützt wurde, in dem ich eigene Erfahrungen machen durfte, in dem ich mich aufgehoben und geliebt gefühlt habe und in dem man mir vermittelt hat, dass das Leben da draußen in meinen Händen liegt und ich alle Ressourcen in mir trage, um mir mein Leben „passend“ zu machen. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Auch ich bin Mama….und mache Fehler….lerne aus Erfahrungen….bin perfekt unperfekt…..UND ich bemühe mich jeden Tag ein Stückchen „besser“ zu werden, damit unsere Mädchen einen möglichst leichten Rucksack an „ungesunden“ familiären Prägungen durch ihr Leben tragen. Ich wünsche mir für sie, dass sie Freude daran haben, auf dieser Welt zu sein, ihr Leben zu gestalten und selbstverantwortlich für ihr „gutes“ Leben zu sorgen. Und damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, arbeite ich an MIR, damit ich ihnen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben ein Vorbild sein kann. Und es macht mega viel Freude, mir selbst beim Wachsen zuzusehen :)
Warum erzähle ich dir das alles? Weil dieses Thema eines der Hauptgründe ist, warum ich als Trainerin für Persönlichkeitsentwicklung Menschen dabei unterstütze, ein verantwortungsbewusstes Leben zu leben. Dabei geht es nicht um einen Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist, sondern um eine Lebenseinstellung. In unserem Leben nehmen wir immer wieder neue Rollen ein, stehen vor neuen Herausforderungen, haben immer wieder andere Bedürfnisse, die im Vordergrund stehen und verändern uns weil wir älter werden und Werte wichtiger oder bedeutungsloser werden. Und darauf dürfen wir reagieren, indem wir immer wieder reflektieren wo wir stehen, wer wir sind und wer wir sein wollen. Indem wir uns bewusst sind, dass wir immer wieder an einem Rädchen drehen dürfen, um es uns wieder besser zu richten, in dieser Welt. Ich gehe diesen Weg der Weiterentwicklung, heute - morgen - immer, und möchte meine Erfahrungen an andere weitergeben, die sich mir anschließen möchten!
Weil es nicht nur um uns selbst geht, sondern auch um unsere Kinder. Ich bin der Meinung, wir müssen als Eltern alles dafür tun, um unseren Kindern zu zeigen, welche Chancen und Möglichkeiten diese Welt zu bieten hat und wie sie diese nutzen können. Das gelingt dann, wenn wir ihnen ein Vorbild sind, in dem wir selbst Verantwortung für unser Leben übernehmen anstatt herumzujammern, was alles schlecht, falsch, unfair oder mühsam ist. Und wenn Menschen dabei Unterstützung brauchen, weil sie selbst nicht gelernt haben, wie ein selbstbestimmtes Leben gelingt, dann möchte ich sie bei ihrer Entwicklung begleiten und ihnen meinen Weg zeigen, den ich seit einiger Zeit gehe und der sich wunderbar anfühlt.
Das ist mein Auftrag, da möchte ich einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten!
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